Hallo Forum!
Da immer wieder User überlegen, sich einen gebrauchten MF der Baureihe 3000 zu kaufen und somit Fragen zu Problemen auftauchen, werde ich mal versuchen, eine möglichst umfangreiche Beschreibung über meine Erfahrungen (ein MF 3065; 85 PS Turbo) und die Erfahrungen anderer MF-Fahrer zu erstellen.
Ich finde es am besten, die einzelnen Punkte nach Baugruppen aufzulisten und sowohl positive wie negative Erfahrungen zu berichten.
Allgemein:
Der MF ist sicherlich ein Schlepper, der für damalige Verhätlnisse relativ modern ausgestattet war. Die Zapfwelle wird elektrohydraulisch betätigt, EHR ist serienmäßig an Bord und das Getriebe hat eine zweistufige Lastschaltung. Die Gruppenschaltung erfolgt elektrohydraulisch, allerdings nur bei Stillstand.
Dadurch ergibt sich natürlich ein für damalige Verhältnisse guter Fahrkomfort. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass es gerade bei hohen Geschwindigkeiten ratsam ist, bei der Lastschaltung die Kupplung zu treten. Andernfalls gibt es einen sehr starken Ruck, der für das Getriebe wohl nicht ideal ist.
Die Lautstärke bei geschlossener Kabine ist angenehm, jedoch gibt es den Nachteil, dass es nur ein Umluftgebläse gibt und die Luft somit recht schnell warm wird. Eine Klimaanlage war lieferbar.
Die Leistung des Schleppers würde ich als gut bewerten. Vor allem auf der Straße geht der MF richtig gut und erreicht die Endgeschwindigkeit richtig schnell. Bei Zapfwellenarbeiten könnte die Leistung besser sein, wobei ich behaupten würde, dass er für 85 PS befriedigend bis gut ist bei ZW-Arbeiten.
Nun zu den einzelnen Komponenten:
Kabine
Die Kabine ist relativ geräumig und ruhig. Die Bedienung ist einfach und alle Hebel sind gut zu erreichen.
Probleme gibt es mit angerosteten A-Säulen, weil sich im Fußbereich Wasser sammelt, wenn die Abläufe dicht machen (und dazu braucht es leider nicht viel). Hier sollte man des Öfteren unter die Matte schauen, um gegebenenfalls das Wasser zu entfernen (vor allem im Winter, wenn Salz dabei sein kann).
Im Dach ist die Heizung untergebracht. Mit der Zeit können hier Undichtigkeiten auftreten. Das merkt man aber recht schnell, wenn Tropfen im Bereich des Radios stehen. Meistens betrifft es ein undichtes Heizungsventil (zur Umschaltung zwischen warm - kalt).
Auch kann es vorkommen, dass der Drehzahlmesser nicht mehr funktioniert. Ganz oft ist es nur ein gelbes Kabel in der Nähe des Turboladers, das den Fehler verursacht.
Lässt sich die Zapfwelle nicht mehr einschalten, ist es recht oft nur ein kleines Problem: Der Hebel zum Einschalten drückt auf Zapfen, die hängenbleiben. Ein bisschen Rostlöser und alles flutscht wieder.
Ein weiteres Problem, das hin und wieder vorkommt: Das Fernlicht lässt sich nur schwer oder gar nicht mehr einschalten. Bei uns war der Blinkerhebel fällig.
Alles in allem aber ist die Kabine gut verarbeitet. Sämtliche Plastikteile sitzen noch dort, wo sie auch anfangs waren und die Stoffe der Innenverkleidung haben sich sehr gut gehalten. Lediglich ein paar gelbliche Flecken sind dort, wo an der Dachluke etwas Wasser eingetreten ist.
Motor
Der Motor von Perkins ist größtenteils zuverlässig. Über Turboschäden (natürlich immer vom Fahrstil abhängig) hört man ganz wenig. Da der Motor aber bei großer Hitze und viel abverlangter Leistung Probleme mit der Kühlung bekommt, gilt es vor allem beim Kauf eines Gebrauchten, auf die Zylinderkopfdichtung zu achten. Sie war in der Garantiephase bei uns zweimal defekt.
Auch der Anlasser macht des Öfteren Probleme. Das kommt aber meistens davon, dass der Staub der Kupplung nicht richtig entweichen kann und den Anlasser verdreckt. Man braucht dann hin und wieder einige Versuche, bis der Anlasser richtig "ausschlägt" und der Motor startet. Wir mussten den Anlasser wechseln, Reinigen brachte irgendwann nichts mehr. Die Werkstatt hat beim ersten Kupplungswechsel ein Loch in den Deckel, der unter der Kupplung am Schlepper ist, gebohrt, damit der Staub besser entweichen konnte.
Der Verbrauch ist, wie man auch immer wieder lesen kann, recht hoch. Leider kann ich keine genauen Literangaben machen.
Sehr lobenswert: Am Motor musste nach knapp 8000 Stunden noch immer nichts gemacht werden. Bis auf die Zylinderkopfdichtung in der Garantiephase ist alles noch original. Der Ölverbrauch ist sehr gering. Das Ölwechselintervall liegt bei 250 h. Wir machen den Wechsel meistens zwischen 150 und 200 Stunden.
Getriebe
Es gibt zwei Getriebe, die angeboten wurden. Beim Kauf eines Gebrauchten ist vom 32/32-Getriebe abzuraten. Damit gab es Probleme. MF hat damals Kunden angeboten, das 32er zu wandeln und auf das zuverlässige 16/16 umzurüsten, um einem Schaden vorzubeugen.
Das 16/16 Getriebe hat vier Gänge, die jeweils einmal untersetzt (Druckknopf auf dem Schalthebel und wahlweise zweiter Knopf neben den Druckknöpfen für die Allradschaltung) werden können. Das Ganze in den Gruppen "Hase" und "Schildkröte" (Links-Kick mit dem Hauptschalthebel). Rückwärts und vorwärts sind die Geschwindigkeiten gleich, mit dem zweiten Hebel kann man nur vorwärts/rückwärts schalten (16/16 Getriebe). Das Getriebe lässt sich aber angenehm schalten; vor allem der Wechsel v/r ist angenehm (auch im Vergleich zu z.B. einem Case 856). Lobenswert ist die Gangzahl, die vorwärts und rückwärts gleich ist.
Ein bekanntes Problem betrifft den Allradantrieb. Trotz leuchtender Anzeige im Cockpit kann der Allradantrieb nicht mehr eingeschaltet werden, weil im Getriebe ein Defekt vorliegt. Das Ersatzteil kostet zwar nur sehr wenig, jedoch muss einiges zerlegt werden.
Von einem Bekannten habe ich gehört, dass das Getriebe des Allradantriebes in der Vorderachse defekt war. Bei uns war es - Gott sei Dank - noch nicht der Fall.
Übrigens wird beim MF der Allradantrieb beim Bremsen zugeschaltet (über 5 km/h). Man sollte aufpassen, dass man dann, wenn man denn stehen sollte, nicht bei voll eingeschlagener Lenkung die Bremse löst. Beim Ausschalten des Allradantriebes gibt es da nämlich einen Schlag, dass der ganze Schlepper zittert.
Praktisch: Ab 15 km/h schaltet sich der Allradantrieb von selbst aus, die Sperre beim Anheben der EHR. So muss man am Vorgewende nicht immer aus- und einschalten. Hält man den Knopf für den Allradantrieb länger als vier Sekunden gedrückt, ist er dauerhaft aktiviert, auch über 15 km/h.
Kupplung
Die Kupplung ist leider etwas unterdimensioniert. Die erste wurde bei 3200 Stunden gewechselt (sie wurde definitiv nicht geschunden), die zweite (laut Werkstatt verbessertes Material) musste nach weiteren 3500 Stunden wieder raus, weil ein Lager defekt war. Die Kupplung hätte zwar sicher noch gehalten, aber der Schlepper musste ohnehin getrennt werden.
Sie lässt sich gut dosieren und ein Abwürgen kommt eigentlich ganz selten vor.
Zapfwelle
Die Zapfwelle läuft elektrohydraulisch an. Und das funktioniert perfekt. Kaum ein anderer Schlepper (selbst neuen Baujahres) lässt die Zapfwelle so weich anlaufen wie der MF. Da gibt es bei keiner Maschine ein Problem.
Bremsen
Die Bremsen laufen im Ölbad und sind ein Muster an Zuverlässigkeit. Bei etwa 7000 Stunden aber konnte man über Nacht plötzlich das Bremspedal ganz durchtreten. Der Druck baute sich zwar nach einiger Fahrzeit auf, allerdings ließ das immer mehr nach. Die Werkstatt hatte damit aber schon genug Erfahrung (also kein Einzelfall) und hat die Bremsen und das defekte Teil gewechselt. Seitdem ist Ruhe.
Hydraulik
Die Hydraulik und die EHR-Regelung funktionieren seit dem ersten Tag zuverlässig. Lediglich zwei Steuerventile mussten getauscht werden, weil sich der komplett aufgekippte Anhänger nicht mehr senken ließ. Die Hubkraft ist ausreichend.
Edit: Bei Kälte und kaltem Öl im Getriebe kann die EHR nur von außen gesenkt werden. Erst wenn das Öl nach etwa 15 Minuten ausreichend warm ist, funktioniert die Bedienung von innen wieder. Das ist aber nur bei Minusgraden und im Sommer folglich noch nie aufgetaucht. Dafür musste der Schalter auf dem EHR-Bedienpult zum Heben/Senken der Hydraulik getauscht werden. Allerdings nicht allzu teuer; meine Befürchtung, man müsste das ganze Bedienpult tauschen, hat sich nicht bewahrheitet.
Vorderachse
Hier kann es durchaus sein, dass die Querlenker Spiel haben. Die ersten waren bei uns meines Wissens nach zwei Jahren hinüber, die zweiten hielten weit über zehn Jahre. Die Gelenke in der Achse mussten bei etwas mehr als 7000 Stunden gewechselt werden.
Leider ist immer mal wieder was undicht. Meist kommt Öl aus den Endantrieben (sieht man, wenn das Gelenk verölt ist). Hier muss man mit dem Hochdruckreiniger aufpassen, dass man nichts beschädigt, wenn man mit vollem Druck reinwäscht und auf die Dichtung treffen könnte.
Man hört aber von anderen Marken aus dieser Zeit gravierende Probleme mit der Vorderachse (Nachfräsen wegen ausgeschlagener Buchsen nötig usw). Davon blieb der MF verschont.
Elektrik/Elektronik
Ja, der gute alte Bordrechner, der ist wohl das meistbekannte Teil am MF Leider fällt er nicht nur einmal aus. Wir dürften aktuell den dritten haben. Bemerkbar wird das dadurch, dass sich ZW, Gruppenschaltung im Getriebe und EHR nicht mehr schalten lassen. Rechner raus, neuer rein, tausend Euro zahlen. Der sitzt übrigens unter dem rechten Aufstieg.
Vor allem bei den ersten Exemplaren der Baureihe gab es immer wieder mal Probleme mit korrodierten Steckverbindungen. Allerdings war das bei den Exemplaren der 90er Jahre kein wirkliches Problem mehr.
Aber abgesehen vom Rechner funktioniert die Elektronik wirklich gut. Die EHR läuft bis heute tadellos und lässt sich gut einstellen. Sehr hilfreich ist der in der B-Säule untergebrachte Bordcomputer, der ha und Arbeitszeit erfasst. Angezeigt werden darauf ZW-Geschwindigkeit (nur Heck) und Fahrgeschwindigkeit (allerdings nicht gemeinsam, man muss umschalten zwischen ZW und km/h).
Alles in allem hört sich das natürlich jetzt schlimmer an als es wirklich ist. Erstens sind viele Reparaturen nicht so teuer, wie es sich anhört, und zweitens es ist wirklich ein angenehmes Arbeiten mit dem MF. Viele Reparaturen kann man selbst erledigen. Für alles andere ist eine gute Werkstatt wichtig, die weiß, wo man hinlangen muss, wenn es ein Problem gibt.
Die Erfahrung bzgl. der Leitung des Schleppers basiert natürlich auf dem 3065, weil ich nur sehr selten andere Schlepper von MF gefahren bin.
Und wenn ich bedenke, was der MF in seinem Leben schon alles leisten musste, kann man damit zufrieden sein. Auf fast 8000 Stunden darf auch mal das eine oder andere Teil kaputtgehen. Schlepper, bei denen nichts kaputtgeht, gibt es nicht.
Auf dem heutigen Stand muss man immerhin bedenken, dass es keine Probleme mit dem Getriebe und dem Motor gab. Auch das kann ja schon mal teuer werden.
Ich muss auch betonen, dass die Probleme selten zum Beenden der Arbeit zwingen und man zuverlässig unterwegs ist.
Und angesichts der damals innovativen Ausstattung mit Technik kann man den MF fast schon als Vorreiter bezeichnen, der seinen Job eigentlich recht gut macht.
Fazit:
Ein innovativer und im Kern robuster Schlepper, an dem man seine Freude haben kann. Jedoch trüben viele kleine Defekte das ansonsten positive Bild. Die Fahreigenschaften sowie Bedienung sind gut bis sehr gut (für damalige Verhältnisse). Das Design gefällt in meinen Augen heute noch.
Wertung: 3 - 3,5 von 5 Sternen.