Vielleicht interessiert es doch den einen oder anderen, was (knapp 2 Jahre später) aus der Kuh mit Schlachtverbot und ihrem Kalb geworden ist, wo sich die Gemüter so erhitzt hatten?
Die Kuh (ein riesiges Fleckvieh übrigens) ist so angenehm im Handling, daß wir bis heute kein Fangfreßgitter benötigen, weil selbst Impfen, Entwurmen und die vorgeschriebenen Blutuntersuchungen möglich sind, indem man sie einfach aufhalftert und am Führstrick hält. Dasselbe gilt für ihren Sohn (Fleckvieh x Braunvieh), der im Alter von ca. 7 Monaten kastriert wurde und mittlerweile 1,5 Jahre alt ist.
Obwohl wir ihm anfangs das spielerische Bespringen durchgehen haben lassen, konnte man das ihm mit zunehmendem Alter problemlos abgewöhnen. Dazu war übrigens nicht mehr nötig als ein gesprochenes "Nein" und wegschieben.
Auch jetzt folgt er aufs Wort und ist völlig problemlos im Umgang. Macht er Unfug, reicht immer noch mein Wort. Die Flegelphase, in der er austesten wollte, ob mein Wort auch gilt, ist längst vorbei.
Bei der Klauenpflege ist er so gut erzogen, daß ich es mir meist spare, den Klauenpflegestand herauszuholen, der er auch ohne den brav stehenbleibt und ein umgedrehter Futtereimer als Fußstütze ausreicht (wir arbeiten nicht mit der Flex, sondern mit Klauenmessern, Hauklinge und Raspel - ja, auch das kann man in einem Klauenpflegerkurs lernen, wenn man danach fragt).
Die Mutter ist ebenso anständig, muß aber in den Klauenpflegestand, weil sie die Prozedur nicht so toll findet. Nur während der Brunft muß man sie ein wenig im Auge behalten (sie laufen ja viel frei herum), weil ihr da im Notfall jeder Recht wäre, der gerade nicht aufpasst.
Was hat man uns alles für Fürchterliches erzählt... wenn man ihn nicht enthornen würde, würde er eine behornte Zeitbombe werden (wir haben nicht enthornt), wenn er so eine enge Bindung zum Menschen hätte, würde er uns alles mögliche antun (er hat eine enge Bindung zu uns und würde uns nie etwas antun, da er die Grenzen kennt), Pferdeleute kämen mit der "anspruchsvollen" Fütterung etc. von Hochleistungsrindern nicht zurecht (absoluter Blödsinn, da keins der beiden Rinder Hochleistungen erbringen muß, sind die mit Fütterung von Heu, Grummet, Stroh und etwas Mineralfutter lt. Tierarzt in bestem Zustand)...
Es freut mich, zu berichten, daß KEINER der Unkenrufe sich erfüllt hat, sondern wir zwei Rinder haben, die genauso problemlos (vielleicht sogar leichter) zu händeln sind als die Pferde.
Beide Rinder sind inzwischen ans Fahrgeschirr gewohnt, sie wird dieses Jahr noch fertig eingefahren und er nächstes Jahr.
Vielleicht liefert dieser kurze Bericht ja wieder genügend Zündstoff für diejenigen, die sich über jeden aufregen, der eine Kuh nicht als Milchkuh nutzt und auch nicht aufs Fleisch scharf ist.